Die große Aufgabe im Finale: Eintracht Frankfurt - FC Bayern
Das Erreichen des DFB-Pokalfinals zum zweiten Mal in Folge ist für Eintracht Frankfurt ein großer Erfolg. Nach dem Halbfinalsieg gegen den FC Schalke 04 wartet im Finale ausgerechnet die größte aller deutschen Aufgaben: der FC Bayern München, zukünftiger Klub des derzeitigen Eintracht-Trainers Niko Kovac. Wie wird die Eintracht das Spiel angehen, um eine Chance auf den Titelgewinn zu haben?
Bundesliga-Partie enger als angenommen
Als es im Dezember 2017 zum ersten Duell zwischen Frankfurt und München in der Commerzbank-Arena kam, war die Welt bei der Eintracht noch völlig in Ordnung. Mit den Kovac-Brüdern fest auf der Trainerbank, spielten die Hessen um einen Champions League Rang. Vier Monate später sind die Kovacs auf dem Weg in die bayerische Landeshauptstadt und Frankfurt fiel in der Tabelle an den Rand der Europa League Zone. Dennoch ist die Stimmung positiv, da Sportvorstand Fredi Bobic abseits des ersten Aufbrausens die Ruhe bewahrt. Solange die Eintracht entweder auf dem Liga- oder Pokalweg den Europapokal erreicht, sind die Saisonziele mehr als erfüllt. Ein potentiell erster Pokalsieg seit dem Jahr 1988 würde dies nur vervielfachen.
Doch zurück zum Spiel Ende des vergangenen Jahres. Die Bayern gewannen auswärts mit 0:1, soweit also keine wirkliche Überraschung. Dennoch waren die Frankfurter lange Zeit sogar die bessere Mannschaft und konnten die Münchner durch geschicktes taktisches Verhalten unter Druck setzen. Nach dem recht frühen Rückstand durch Arturo Vidals Tor kontrollierte die Eintracht zunehmend das Spiel, vor allem unterstützt durch das Zurückfallen der Sechser zwischen die Innenverteidiger. Vom Spielaufbau weg wollte es die Kovac-Mannschaft mit weiträumiger Ballzirkulation probieren, was nach dem Gegentor auch gut gelang. Durch ein aggressives Pressing konnten im 5-4-1 die Bälle erobert werden, indem die gegnerischen Innenverteidiger zunehmend unter Druck gesetzt wurden. Somit waren die Bayern oft auf das reine Verteidigen beschränkt, was sie allerdings gut umsetzten, da Frankfurt trotz Ballbesitz im gegnerischen Strafraum nicht in gute Abschlusssituationen gelangte. Am Ende des Spiels standen lediglich vier gelungene Abschlüsse.
Taktisch kaum Spielraum für die Eintracht
Angesichts der taktisch gelungenen Vorstellung beim ersten Aufeinandertreffen, ist im Pokalfinale keine grundlegend andere Ausrichtung zu erwarten. Niko Kovac muss aus einer gut gestaffelten Fünferkette heraus umschalten und die Bayern so zu Fehlern zwingen. Dass Betway Frankfurt trotzdem als klaren Außenseiter sieht und ihnen eine Quote von 10,00 (Stand 24. April) zuweist, hat seine Gründe. Diese liegen vor allem in den Verbesserungen begründet, die Jupp Heynckes seinen Münchnern seit der Übernahme von Carlo Ancelotti verordnete. Das Team bewegt sich seit Wochen auf hohen Niveau, schoss sechs Tore gegen Dortmund und im Pokal-Halbfinale gegen Leverkusen. Nun also Frankfurt, dass sich im Pressing wohl wieder auf eine Seite konzentrieren wird und demnach die gegenüberliegende für Spielverlagerungen perfekt öffnet. Im Ligaspiel hatte Niklas Süle oft den Aufbau vor sich, im Pokalfinale wird diese Rolle den derzeit noch ungleich talentierteren Mats Hummels und Jerome Boateng zufallen, deren Spielerstatistiken bei Transfermarkt Aufschluss geben. Sowohl Joshua Kimmich als auch David Alaba können aus dem Flügelraum mehr machen, als noch im Dezember.
Durch den oben erwähnten, regelmäßig zurückrückenden Sechser fiel es den Bayern-Achtern schwer, Zugriff im Pressing zu erhalten und Druck auf den Gegner aufzubauen. Es ist unzweifelhaft, dass Heynckes sich diesen Erfahrungen anpassen wird und das Spiel mit einer besseren Grundstrategie beginnen wird. Der im Dezember sehr tief stehende defensive Mittelfeldmann Javi Martinez etwa könnte im Endspiel etwas höher rücken, um den entstehenden Raum hinter den offensiveren Spielern zu verkleinern. Eventuell bietet sich gar die Aufstellung im 4-2-3-1 an, um eine bessere Raumaufteilung inklusive stabilerer Defensive gegen die konterstarken Frankfurter zu erhalten. Frankfurt kann zwar auf eine grundsätzlich solide Defensive zurückgreifen, könnte aber Probleme bekommen – wie es jede Mannschaft gewöhnlich tut – wenn Bayern längere Ballbesitzphasen erhält. Es wird zudem von großer Bedeutung sein, dass die zuletzt verletzten Akteure Kevin-Prince Boateng sowie Omar Mascarell bis zum Finale ihre Fitness vollständig wiederherstellen, um hilfreich für die Eintracht zu sein.
Es ist eindeutig, dass die gute Leistung der Eintracht in der Bundesliga vor allem taktischen Kniffen geschuldet war, an die sich Heynckes anpassen wird. Nicht nur deshalb kommt es auf die Idee der Kovac-Brüder an, wie die Partie angegangen werden soll. Dass die Chancen auf einen Erfolg gegen den Branchenführer meist gering aussehen, ist klar. Wenn es Frankfurt dennoch schafft, wäre es wohl eine der größten Endspielüberraschungen in der Pokal-Geschichte. Am 19. Mai in Berlin wissen wir mehr.